Schon im Gymnasium habe ich, zusammen mit Eckhard Buck in der letzten Reihe sitzend, Autos entworfen, der Weg zum Abitur wurde (deshalb?) länger. Oberstufe Hermann Lietz Schule auf Spiekeroog. Kunstlehrer Christian Dor: „Wenn du etwas anderes als Kunst studierst, ist das Talentvergeudung“.

Einige Monate nach dem Abitur fuhr ich nach Spiekeroog, um die dort liegen gelassene Mappe mit meinen Arbeiten (Portfolio) abzuholen. Sie war leer. Einige der Bilder fanden sich als Poster in den Zimmern der Schüler. Ich war gerührt und habe sie alle dort gelassen. Ohne den Inhalt der Mappe Bewerbung an der Hochschule für Gestaltung in Ulm, es gab keine Antwort, die Hochschule war gerade geschlossen worden (Filbinger, Stuttgart). Während des dann begonnen Studiums (Bauingenieur) an der TU Berlin Beschäftigung mit Elektronischer Musik. Zusammen mit Hans Multhaupt wurden mit Hilfe eines Revox G-36 Tonbandgerätes, eines Ringmodulators und einiger einfacher Hilfsmittel, Bänder hergestellt. Thomas Kessler, der Leiter des Beat Studios in der Pfalzburger Straße, half dabei. Die Bänder sollten vor den Auftritten von Berliner Rockgruppen laufen. Wir haben uns entschlossen, dem Studium Priorität einzuräumen und die Sache mit der Musik nicht weiter zu betreiben.

Ein Jahr später habe ich in Freiburg Klangkollagen mit Stimme, Klavier, Wasser und Maultrommel aufgenommen. Nach zwei Semestern wurde mir das Bauingenieurstudium zu trocken/mathematisch, so dass es dann doch, dem Vater folgend, Medizin wurde. Stationen in Ulm, Hamburg, Kassel, Freiburg. Glücklich damit. 2005 hatte ich einen Skiunfall und konnte keinen Langlauf mehr machen (erster Marathon war im Frühjahr geplant). Statt dessen begann ich Rennrad zu fahren. Freiburg ist ein fantastischer Ausgangspunkt für kurze oder längere Fahrten in den Schwarzwald, zum Kaiserstuhl, den Rhein entlang, es gibt von den Höhen begeisternde Ausblicke. Von Beginn an hat mich beim Radfahren aber auch der Blick nach unten/vorne fasziniert. Die Muster und Bilder, die bei der Ausbesserung von Rissen und Defekten im Asphalt entstehen, wollte ich an die Wand bringen.

Witterung und Straßenbelastung sind die Auslöser für die Entstehung dieser Zufallsstrukturen, somit ist jeder Benutzer der Straße auch an ihrer Entstehung beteiligt. Der Wunsch diese Bilder dreidimensional zu kopieren, konnte trotz zahlreicher Gespräche und Überlegungen von mir nicht umgesetzt werden. So landete ich bei der Fotografie. Es sollte die bestmögliche Auflösung erreicht werden, das war nicht einfach: Zunächst wurde die Kamera an einem Ausleger hinten am PKW befestigt, der Beifahrer hatte ein iPad, welches über WLAN mit der Kamera verbunden war. Auslösung über das iPad oder Handy. Die Fotos waren nicht scharf genug. Der Motor durfte bei der Aufnahme nicht laufen, außerdem musste sich der zitternde Ausleger erst beruhigen, dann kam aber meist schon ein Auto von hinten…

Wenn die Kamera nach unten blickt und die Sonne scheint, hat man fast immer den Schatten des Gerätes auf dem Asphalt. Fotos können also nur bei diffusem Licht gelingen. Eher zufällig fand ich dann ein sehr großes Stativ der Firma GIZO, welches eine Kameraposition etwa 1,75 Meter über dem Asphalt erlaubt. Mit diesem Dreibein sind fast alle der jetzt vorhandenen Fotos gemacht worden. 

Die Motive wurden mit dem Rennrad erfahren d.h. entdeckt und später bei geeignetem Wetter fotografiert.